„Erklärt Pereira“ – so lautet der Titel des Literatur-Gottesdienstes, den die Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes (Karl-Bernhard-Ritter-Stiftung) am 10. Dezember in Bielefeld mit dem Gottesdienstpreis 2014 auszeichnete. Er wurde in einem Team von zwei Pfarrern und zwei Pädagoginnen vorbereitet und in der gut besuchten Stephanuskirche in Bielefeld-Gadderbaum gefeierten. Dort finden seit elf Jahren regelmäßig Literatur-Gottesdienste statt, in denen nach den Worten der Initiatoren Susanne und Hans Große sowie Claudia und Martin Hülsenbeck „theologisches Denken und literarische Werke miteinander in einen Dialog“ gebracht werden.
In dem ausgezeichneten Gottesdienst wurden biblische und literarische Texte aus dem Roman „Erklärt Pereira“ von Antonio Tabucchi in gekonnter Weise aufeinander bezogen und regten die am Gottesdienst Teilnehmenden zum existenziellen Nachdenken an, begründete die hochkarätig besetzte Jury die Entscheidung, den Gottesdienstpreis 2014 nach Bielefeld zu vergeben. „In diesem Gottesdienst entstand ein lebendiger und anregender Dialog zwischen biblischen Lesungen, originellen Predigtsequenzen und dem Roman. Der Gottesdienst war gleichzeitig spannend inszeniert und theologisch anspruchsvoll. Es gelang, die Teilnehmenden in die Geschichte des Journalisten Dr. Pereira hineinzuziehen, der vor der Entscheidung stand, offensichtliches Unrecht im diktatorisch regierten Portugal der späten 30er Jahre anzuprangern und sein Leben zu riskieren oder es weiterzuführen, als sei nichts geschehen.“
In seiner Laudatio betont Burkhard Weitz, Redakteur der Zeitschrift „chrismon“, dass es in dem preisgekrönten Gottesdienst gelungen sei, „Literatur auf ihre religiöse Tiefendimension durchsichtig“ zu machen und herauszuarbeiten… Pereira, der intellektuelle, abgeklärte und über allem erhabene Zeitgenosse wird hier zur Symbolfigur für den Protestierenden, den der lähmenden Zweifel plagt: Übertreibe ich? Leben wir nicht gut mit dem Kompromiss? Ist Widerstand überhaupt angebracht?“ Auf diese Weise gelingt es dem Gottesdienst, „die Bruchstelle zwischen todbringender Lähmung und Auferstehung“ deutlich zu machen.
Die Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes (Karl-Bernhard-Ritter-Stiftung) vergibt im Jahr 2014 den Gottesdienstpreis zum sechsten Mal.
In diesem Jahr war der Preis für Literatur-Gottesdienste ausgelobt worden. Kriterien waren neben der theologischen, ästhetischen und sprachlichen Qualität die Dramaturgie und Gestaltung des Gottesdienstes, die Erschließung der Literatur für die anwesende Gemeinde, die Wahrung des Eigenrechtes der Literatur sowie die Kooperation mit Personen oder Einrichtungen, die der Literatur nahestehen.